
Hallo Leute,
ich heiße Olaf Prahl und bin so gesehen Zeit meines Lebens das Nesthäkchen der Vario Disco. Darum hat man mich auch gebeten hier auf der Seite zu schreiben, wie das damals mit der Vario eigentlich war. Was war Vario überhaupt und warum gibt es noch so viele Fans? Worum geht es bei Vario überhaupt? Viele Fragen, die dazu verleiten, Varios Geschichte einmal ganz von vorne zu erzählen:
Fangen wir doch einmal damit an, was Vario eigentlich ursprünglich war...
Ende der Siebziger trafen sich ein paar Jugendliche zum gemeinsamen Musik hören. Jede Woche wurde vom Taschengeld die neuesten Hits besorgt und so ergab es sich, dass irgendwann eine ganz beachtliche Sammlung an Platten zur Verfügung stand. Schon damals suchten die Jungs die geilsten Titel aus ihrer Sammlung, um gemeinsam abfeiern zu können. Und je tiefer sich die Clique in die Musik arbeitete, umso mehr hegten die Jungs den Wunsch damit auch Geld zu verdienen. Alte Technik wurde besorgt und zu neuer zusammengebaut. Alles was irgendwie für ne Discoanlage tauglich war, wurde verwendet. Auch ein Name wurde sich ausgedacht. Disco Sound Company sollte das zukünftige Discoteam dann heißen. Es wurde auf verschiedenen Anlässen Disco gemacht und auch schon die ersten Erfolge gefeiert... Die mobile Disco aus Grasberg war geboren.
Leider hatte die gerade im Erfolg der Region badende Disco Sound Company ein Problem. Dadurch, dass sie ihre Auftritte immer wieder mit semiprofessionellen Zeug bespielt haben, waren im Gegenzug die Instandhaltungskosten imenz. Gerade in den frühen Jahren hatte das Disco Team einen unglaublichen Verschleiß an Lautsprechern. Professionelles Equipment musste her. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Lösung befand sich in der direkten Verwandtschaft. Beim großen Bruder wurde ein Bausparvertrag fällig und so war die Überlegung da, dies Geld in die Disco für professionelles Gerät zu stecken.
Nach einigen heißen Tischen zwischen den einzelnen Verhandlungspartnern hat man es dann aber hinbekommen, sich zu einigen und nun mit neuer Technik gemeinsam an den Markt zu gehen und mit Friedhelm und Christa Prahl an der Spitze des Schiffs in die Zukunft zu segeln. Das war 1979 und so ziemlich das weittragendste Ereignis in der Vario Geschichte, hat aber mit dem Namen noch nicht viel zu tun.
Mit laufenden Aktionen tauchten auch die ersten Mitbewerber auf und so war man irgendwann am überlegen, ob man sich mit dem Namen immer noch genügend von anderen abgrenzt und man sich auch damit wirklich identifizieren kann. Ich sehe meine Eltern immer noch darüber brüten, bis dann gemeinsam die zündende Idee zur Vario kam. Mit dem Namen Vario wollte das damalige Team zeigen, dass sie für alles offen sind und auch alles spielen, was geil ist, wenn es das Publikum hören will. Variabel halt... Vario... Vario Disco. Diese Flexibilität steckt auch heute noch in diesem Namen. Nur ist die Musikwelt heute deutlich breiter geworden. Aber egal...

Friedhelm und Christa machten die Vario bekannt. Mit Grasberg als Ausgangspunkt eroberte die Vario sich nach und nach ihr Publikum auf überwiegend größeren Festen. Die waren ja nun mit der neuen Technik kein Problem mehr... Und eine Philosophie der Vario aus der damaligen Zeit war: Klein kann jeder... wir machen nur groß. Ich weiß nicht warum, aber in all den Jahren, wo die Vario unter der Flagge von Friedhelm und Christa Prahl unterwegs war, haben die Deejays für die Vario kaum Privatpartys gemacht.
Stattdessen wurde die Masse angekurbelt und das nicht ohne Erfolg. Schon nach einiger Zeit war die Vario in der Lage, einen Saal fest zu bespielen. Der Start für eine Serie von festen Spielzeiten in den verschiedensten Säälen im Umland wurde damals bei Lütjen im Grasberger Hof gestartet. Meine Eltern hatten schon immer das Publikum, die Sääle zu füllen und haben das dann auch gemacht. Bei Peins, bei Kutscher, im Borgfelder Landhaus und später dann auch im Schützenhof Wörpedorf, sowie andere Lokalitäten haben meine Eltern regelmäßig bespielt wie zum Beispiel Badenstedt, Heiligenrode und einige andere Ecken, wo sie sich mit der Vario haben blicken lassen. Unter meinen Eltern haben nacheinander drei verschiedene DJ Teams Musik gemacht. Einige der Deejays davon legen heute noch auf. So wie ich... Meine Eltern waren auch die Ersten, die versucht haben in Lilienthal eine feste Discothek zu etablieren. Nachdem Kutscher Behrens nun abgebrannt war und man eigentlich auch ganz gut mit dem Borgfelder Landhaus klar kam, wollte man im neuen Kutscher lieber einen Club ansiedeln. Leider mislang dieses Vorhaben und blieb ein unglücklicher Versuch... Das Vario Publikum war wählerisch. Es ließ sich nicht in kleine Räumlichkeiten einsperren und war damals noch nicht bereit für einen Club, was sich dann aber später mit anderen Gastronomen und Clubbetreibern in Lilienthal änderte.

Die Zeit meiner Eltern endete Anfang der Neunziger. Ursache dafür war die schwere Erkrankung meiner Mutter an MS. Das war für alle ein schwerer Schlag. Meine Mutter war damals die gute Seele des Geschäfts. Eine Variozukunft ohne sie war für viele Teammitglieder undenkbar. Und so scheiterte die Vario dann am Umbau des Wörpedorfer Schützenhofes.
Wenn ich da heute drüber nachdenke, wie unsinnig die Ängste damals waren. Entgegen der Ärzte, die meine Mutter damals keine fünf Jahre gegeben haben, lebt sie heute noch und hätte der Disco noch viele Jahre als Stütze helfen können. Aber damals?
Die Luft war bei Vario raus. Die Anlage landete aufn Holler Deich in Oberneuland im Schweinestall.
Der Junior die Vario weiter machen? Damals war ich nicht so weit, dass ich in die Fußstapfen meiner Eltern hätte treten können. Der einzige, der dazu in der Lage war, war ein Deejay, der sich über viele Jahre zuvor in die Herzen der Vario gespielt hatte und obendrein mit seiner Familie echte Freunde geworden waren. Leider bröckelte damals die Freundschaft ein wenig am Erbe der Vario, was letztendlich dazu führte, dass die Varioanlage erstmal im Schweinestall bleiben musste.
Erstmals holten wir die Anlage wieder raus, als Freunde von mir auf einem gewalztem Feld einen Treckerwettziehwettbewerb in Verbindung mit Rasenmäherschlammrennen veranstalten wollten. Das war geil. Frisch gepflügter und gewalzter Acker, etliche Treckergesichter und die Varioanlage mit Stromaggi mitn aufn Feld... Das war wirklich geil und wir hatten einen riesen Spaß dabei. Obwohl ich noch Jahre später den Staub aus meinen Platten gepustet habe. Diese Treckerwettziehveranstaltungen wurden immer populärer. Aus anderen Dörfern organisierten sich immer mehr Teams, die mit ihrem Trecker ihr Dorf präsentierten - Und Olaf mit der Vario Anlage immer mit dabei.
Irgendwann organisierte ich mit dem Team aus Timmersloh mal eine Veranstaltung und ich muss sagen, dass es für uns damals richtig gut lief. Das Team hat nach dieser Aktion nicht schlecht da gestanden. Und auch für mich ging über diese Veranstaltung eine andere Karrieretür auf. Ich lernte ein Team aus Achim kennen. Das sollte mein ganzes Leben verändern. Ob immer positiv? Keine Ahnung... ich musste dafür später vom Vario Publikum Abschied nehmen, damit ich weiter Erfahrungen sammeln konnte. Aber glaubt mir: So weise hat sich das damals nicht umgesetzt. Da war viel Herzschmerz und betrogene Seelen dabei... was blieb, war ein Vario Schild im Schweinestall....

Ich hab euch doch von dem Deejay geschrieben, der vielleicht in der Lage gewesen wäre, die Vario weiterzumachen. Und dieser Deejay war Jens Mahnke. Solange Jens für die Vario gearbeitet hat, war er für mich wie der große Bruder, den ich nie hatte. Auch wenn ich mich heute mit Jens über die Vario unterhalte, dann denk ich immer, Jens hat in Sachen Disco viel von meinem Vater. Die beiden haben in ihren Sichtweisen viel gemeinsam gehabt. Und so war das auch kein Wunder, dass sich Jens irgendwann auch in dem berühmten Schweinestall in Oberneuland begab und das Vario Schild rausholte, was wir heute noch auf unseren Partys mitführen.
Für Jens und mich ist das so, als wenn dieses Schild von den Urvätern der Vario zusammen geschmiedet wurde, um allseits stehts Flagge zu zeigen. Dieses Schild wurde in Gemeinschaftsarbeit meiner Mutter, meines Vaters und meines Onkels gebaut und ist seit dem auf jeder Veranstaltung gewesen, die mit der Vario je gemacht wurde.
Wenn wir heute das Schild aufhängen, dann blinkt da fast Vierzig Jahre Familiengeschichte, sowohl für Familie Prahl, als auch für Familie Mahnke...
Jens hat sich das Schild geholt und die Vario wieder unterwegs gebracht. Alleine... Ohne Team... und er hat das Publikum gerockt wie kein anderer... bis 2009.
Thank You Buddy for the great time...
